Deutschlands schlimmste Städte im Test

Das Magazin „Stern“ hat ein ungewöhnliches Ranking veröffentlicht: Die „schlimmsten“ Städte Deutschlands. Dabei geht es nicht nur um Äußerlichkeiten, sondern auch um soziale Probleme, Kriminalität, wirtschaftliche Perspektiven und Lebensqualität. Die Autoren liefern eine Mischung aus Statistiken, Studien und subjektiven Eindrücken – und schaffen damit ein Bild, das Betroffene teils hart treffen dürfte. Doch was genau macht eine Stadt „schlimm“?

Deutschlands schlimmste Städte im Test
Deutschlands schlimmste Städte im Test

Das Wichtigste in Kürze

  • Kriterien: Armut, Kriminalität, Abwanderung, Lebenshaltungskosten, Unhöflichkeit, Stadtbild.
  • Keine Reihenfolge: Das Ranking ist nicht nummeriert, sondern thematisch gegliedert.
  • Gelsenkirchen: Gilt als ärmste Stadt Deutschlands mit hoher Arbeitslosigkeit.
  • Frankfurt: Spitzenreiter bei Straftaten, laut Allianz-Versicherung.
  • Ludwigshafen, Gießen & Neumünster: Gelten laut Zuschauervotings als besonders hässlich.

Welche Stadt gilt laut dem „Stern“ als die gefährlichste Deutschlands?

Frankfurt am Main. Mit fast 115.000 Straftaten im Jahr 2023 liegt sie laut Statistik auf Platz 1.

Was der „Stern“ unter „schlimm“ versteht

Der Begriff „schlimm“ wird im Artikel nicht einfach pauschal verwendet. Vielmehr versucht das Magazin, eine Reihe von objektiven und subjektiven Faktoren zu kombinieren. Es geht um abgeranzte Wohnblöcke, triste Innenstädte, fehlende Natur, Betonwüsten und fehlende historische Identität. Städte, die „zu viel“ oder „zu wenig“ von bestimmten städtebaulichen Elementen aufweisen, gelten hier als negativ.

Ebenso werden wirtschaftliche Daten herangezogen: Armut, hohe Abwanderungsraten, mangelnde Innovationskraft und schlechte Zukunftsperspektiven. Die Idee, eine solche Liste zu erstellen, basiert auf dem Ansatz, gesellschaftliche Realitäten abzubilden – auch wenn der Begriff „schlimm“ stark wertend und problematisch ist. Der Artikel weist selbst darauf hin, dass sich bislang niemand systematisch mit dieser Art der Stadtbewertung befasst hat.

Gelsenkirchen: Die ärmste Stadt Deutschlands

Gelsenkirchen steht sinnbildlich für den wirtschaftlichen Abstieg des Ruhrgebiets. Die Stadt verzeichnet das niedrigste durchschnittliche Einkommen in Deutschland – laut Deutscher Welle liegt es bei lediglich 18.000 Euro pro Jahr. Jeder vierte Erwerbstätige ist auf zusätzliche Sozialleistungen angewiesen. Die Arbeitslosenquote beträgt 14 Prozent, was weit über dem Bundesdurchschnitt liegt.

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Neben der wirtschaftlichen Perspektivlosigkeit prägen verfallene Bauten, Industriebrachen und ein insgesamt tristes Stadtbild das äußere Erscheinungsbild. Die Kombination aus sozialen Problemen, mangelnder Investition und geringer Lebensqualität macht Gelsenkirchen für viele zur Negativbeispiel-Stadt schlechthin. Trotzdem – oder gerade deshalb – sehen manche Menschen hier auch den dringendsten Handlungsbedarf für strukturellen Wandel.

Frankfurt am Main: Gefährlich trotz Glanz

Frankfurt gilt als internationale Finanzmetropole – doch hinter der Skyline verbirgt sich eine alarmierende Statistik. Laut Allianz-Versicherung verzeichnete die Stadt 2023 über 114.000 Straftaten, mehr als jede andere Stadt in Deutschland. Die Ursachen dafür sind vielschichtig: Dichte Bebauung, sozial heterogene Stadtteile und eine hohe Durchmischung von Anonymität und Mobilität.

Besonders Taschendiebstähle, Drogenkriminalität und Gewalt in der Innenstadt sorgen regelmäßig für Schlagzeilen. Das Ranking des „Stern“ hebt Frankfurt als gefährlichste Stadt Deutschlands hervor – obwohl gleichzeitig eine Vielzahl an Sicherheitsmaßnahmen und Polizeipräsenz existieren. Die Kluft zwischen Wahrnehmung und Realität könnte kaum größer sein: Für viele Besucher erscheint Frankfurt modern und weltoffen, für Einwohner hingegen oft auch bedrohlich und zerrissen.

Rostock: Wenn Glück und Realität auseinanderklaffen

Rostock landet im Ranking nicht wegen Kriminalität oder Armut, sondern aufgrund des gefühlten Lebensglücks. Laut Glücksatlas 2024 der SKL ist Rostock die unglücklichste Großstadt in Deutschland. Das widerspricht allerdings der objektiven Lebensqualität – dort liegt Rostock auf Platz 17 von 40 untersuchten Städten.

Diese Diskrepanz verdeutlicht: Selbst gut aufgestellte Städte können von einer emotionalen Perspektivlosigkeit betroffen sein. Woran das liegt, ist nicht eindeutig belegt. Einige sehen darin ein Signal für fehlende kulturelle Impulse, Identitätsverlust oder unsichere Zukunftsplanung. Andere verweisen auf die vergleichsweise tristen Stadtteile und eine gewisse soziale Kälte. Fakt ist: Glück ist subjektiv – und das macht diese Kategorie besonders umstritten.

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Essen: Die unhöflichste Stadt im Land?

Essen führt laut einer Studie von Preply aus Mai 2024 die Liste der unhöflichsten Städte an. Die Befragten beschrieben die Menschen als kalt, gestresst und wenig hilfsbereit. Auch wenn solche Wahrnehmungen schwer zu objektivieren sind, spiegelt sich hier ein Imageproblem wider. Die Stadt hat in den letzten Jahrzehnten stark unter dem Strukturwandel gelitten.

Der Wandel vom Bergbau-Standort zur Dienstleistungsstadt ist noch nicht abgeschlossen. Gleichzeitig kämpfen viele Stadtteile mit sozialem Abstieg, Leerständen und einem fehlenden Gemeinschaftsgefühl. Dieses Umfeld kann das soziale Klima beeinflussen. Trotzdem ist es fraglich, ob die Einwohner tatsächlich unhöflicher sind – oder ob das Umfeld lediglich so wahrgenommen wird. Der Titel wirft somit mehr Fragen auf, als er beantwortet.

Suhl: Abwanderung als Alarmzeichen

In Suhl zeigt sich besonders deutlich, was passiert, wenn Infrastruktur, Arbeitsplätze und Perspektiven fehlen. Laut dem „Stern“ hat keine andere Stadt in Deutschland in den letzten 20 Jahren prozentual so viele Einwohner verloren wie Suhl. Der Bevölkerungsrückgang liegt bei rund 25 Prozent. Die Region in Thüringen leidet massiv unter dem Wegzug junger Menschen, einem mangelnden kulturellen Angebot und fehlenden Arbeitsplätzen.

Hinzu kommt: Viele Gebäude stehen leer, das Stadtbild wirkt stellenweise verlassen. Der Eindruck einer „vertreibenden“ Stadt verfestigt sich dadurch. Zwar gibt es Projekte zur Belebung der Innenstadt, doch der Strukturwandel verläuft schleppend. Der Rückgang wirkt wie ein Teufelskreis: Je weniger Menschen bleiben, desto weniger wirtschaftliche Dynamik entsteht.

Hässlich, hässlicher, Neumünster?

Das „Stern“-Ranking basiert teilweise auf subjektiven Wahrnehmungen. In der Kategorie „hässlichste Städte“ dominiert Neumünster, gefolgt von Ludwigshafen und Gießen. Die Satire-Sendung „Extra 3“ hatte in der Vergangenheit Gießen als Inbegriff der architektonischen Trostlosigkeit dargestellt. Bei einem Zuschauervoting rutschte Ludwigshafen jedoch auf Platz 1.

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Neumünster wiederum wurde von anderen Quellen als „allerhässlichste“ Stadt bezeichnet. Grund dafür sind oft nach dem Krieg hastig errichtete Innenstädte, fehlendes Stadtgrün, dominanter Beton und eine gewisse Orientierungslosigkeit im Stadtbild. Solche Urteile sind jedoch gefährlich, wenn sie nicht konstruktiv genutzt werden. Denn Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters – und kann sich wandeln.

Fazit: Zwischen Stigma und Realität

Das Ranking des „Stern“ polarisiert. Es zeigt Problemzonen auf, aber es verallgemeinert auch stark. Städte wie Gelsenkirchen oder Suhl stehen sinnbildlich für strukturelle Herausforderungen, während andere Städte wie Rostock oder Essen eher unter Imageproblemen leiden. Am Ende bleibt die Frage: Was bringt ein solcher Negativvergleich? Vielleicht ist der wahre Wert dieser Liste, dass sie Debatten anstößt – und ein Bewusstsein schafft für Probleme, die sonst gern verdrängt werden.

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