St. Helena: Die isolierteste Insel Europas?

St. Helena zählt zu den entlegensten bewohnten Orten der Welt – mitten im Südatlantik, über 1800 Kilometer vom afrikanischen Festland entfernt. Die Insel wirkt rau, vulkanisch und abgeschieden – und genau das macht sie so faszinierend. Berühmt wurde sie durch Napoleon, der hier seine letzten Jahre verbrachte. Trotz neuer Flugverbindung bleibt der große Tourismus aus. Wer sich jedoch auf die Reise wagt, entdeckt eine Welt abseits der Zeit mit britischem Flair, freundlichen Menschen und eindrucksvoller Natur.

St. Helena: Die isolierteste Insel Europas?
St. Helena: Die isolierteste Insel Europas?

Das Wichtigste in Kürze

  • Extreme Isolation: 1859 km bis Afrika, 3286 km bis Südamerika
  • Kulturelle Prägung: Britisches Überseegebiet mit eigenem Pfund
  • Historische Bedeutung: Napoleons letzter Aufenthaltsort
  • Natur pur: Walhaie, Vulkanlandschaft, ursprüngliche Fischerei
  • Schwierige Anreise: Nur ein Flug pro Woche, kaum Infrastruktur

Wie abgeschieden ist St. Helena wirklich?

St. Helena ist eine der isoliertesten bewohnten Inseln der Erde – über 1800 Kilometer vom nächsten Festland entfernt und nur durch einen wöchentlichen Flug erreichbar.

Lage, Erreichbarkeit und Isolation

St. Helena liegt im Südatlantik zwischen Angola und Brasilien – weitab jeglicher Metropolen. Vom afrikanischen Festland sind es fast 1900 Kilometer, bis Südamerika über 3200 Kilometer. Die enorme Distanz macht die Insel zu einem der abgelegensten bewohnten Orte der Welt. Lange war St. Helena nur per Schiff erreichbar. Bis 2017 verkehrte das Postschiff RMS St. Helena zwischen Kapstadt und der Insel. Die Überfahrt kostete damals bis zu 3600 Euro pro Person.

Erst mit dem Bau eines Flughafens wurde der Zugang etwas erleichtert. Dennoch bleibt die Anreise kompliziert. Nur ein einziger Linienflug pro Woche verbindet die Insel mit Johannesburg – durchgeführt von der Airline Airlink. Kreuzfahrten sind selten, Frachtverkehr begrenzt.

Diese Isolation ist mitverantwortlich für die ursprüngliche Atmosphäre. St. Helena war nie Ziel des Massentourismus. Selbst mit Flugverbindung ist die Insel alles andere als leicht zugänglich. Gerade das macht ihren Reiz aus: Wer hierher kommt, sucht Ruhe, Abgeschiedenheit und Entschleunigung.

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Geschichte und Bedeutung im Kolonialzeitalter

Entdeckt wurde St. Helena 1502 von portugiesischen Seefahrern, die den unbewohnten Felsen als Versorgungsstation nutzten. Sie brachten Ziegen, pflanzten Obstbäume und füllten ihre Wasservorräte. Lange blieb die Insel geheim – doch die strategische Lage machte sie bald zum Streitobjekt europäischer Großmächte.

Im 17. Jahrhundert interessierten sich die Holländer und Briten für das abgelegene Eiland. 1657 übertrug die britische Krone die Kontrolle an die Ostindien-Kompanie. Es folgte eine dauerhafte Besiedlung.

Weltberühmt wurde St. Helena, als Napoleon Bonaparte 1815 nach seiner Niederlage in Waterloo dorthin verbannt wurde. Er verbrachte sechs Jahre auf der Insel, bis zu seinem Tod 1821. Seine Unterbringung war zwar bewacht, aber durchaus komfortabel – mit edlen Weinen, gutem Essen und einem gewissen Maß an Bewegungsfreiheit. Doch die Isolation machte ihm schwer zu schaffen.

Die Kolonialzeit prägte St. Helena dauerhaft. Noch heute zeugt vieles vom britischen Einfluss, von der Währung bis zum Linksverkehr.

Leben auf der Insel: Sprache, Geld und Alltag

Die Insel ist britisches Überseegebiet – und das spürt man. Bezahlt wird mit dem Saint-Helena-Pfund, das fest an das britische Pfund gekoppelt ist. Auf den engen Straßen gilt Linksverkehr. Englisch ist Amtssprache, doch die Einheimischen, die sich selbst „Saints“ nennen, sprechen einen sehr eigenwilligen Dialekt.

Die Sprache klingt wie eine Mischung aus schottischem Akzent und US-Südstaaten-Slang – ein Echo jahrhundertelanger Isolation.

St. Helena hat nur rund 4500 Einwohner. Jeder kennt jeden. Auf den Straßen grüßt man sich freundlich. Hektik gibt es nicht. Stattdessen prägen Ruhe, Gemeinschaft und ein starkes Wir-Gefühl den Alltag.

Tourismus spielt eine kleine Rolle, doch die meisten Bewohner leben vom öffentlichen Dienst, Fischerei oder Landwirtschaft. Die Infrastruktur ist überschaubar, es gibt kaum Geldautomaten und nur vereinzelt Kreditkartenakzeptanz. Euro und Dollar werden manchmal angenommen, doch empfohlen wird, vorab britisches oder lokales Pfund zu tauschen.

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Natur, Tiere und Tourismus heute

Trotz der schroffen Vulkanlandschaft bietet St. Helena faszinierende Natur. Besonders eindrucksvoll sind die Walhaie, die zwischen November und März die Inselgewässer durchstreifen. Diese bis zu 12 Meter langen Riesen dulden auch schnorchelnde Besucher in ihrer Nähe – ein einzigartiges Erlebnis.

Taucher finden farbenfrohe Riffe mit Doktorfischen, Muränen und Felsenbarschen. Ausgangspunkt vieler Ausflüge ist Jamestown, die kleine Hauptstadt mit Hafen und Einkaufsstraße.

Doch der Tourismus ist sehr begrenzt. Viele Besucher kommen wegen der Geschichte Napoleons. Führungen durch das Gästehaus, in dem er lebte, gehören zum festen Programm.

Auch Wandertouren zur Festung High Knoll Fort oder in die vulkanische Landschaft sind beliebt. Dennoch bleibt St. Helena ein Ziel für Individualreisende. Große Hotelanlagen oder Pauschaltourismus gibt es nicht – und das ist ganz im Sinne der Einwohner.

Historische Stätten: Auf Napoleons Spuren

Napoleon Bonaparte ist der berühmteste Inselbewohner St. Helenas – wenn auch wider Willen. Nach seiner Verbannung lebte er zunächst im Briars Pavilion und später in Longwood House, das heute als Museum dient.

Dort können Besucher sein Schlafzimmer, den Salon und originale Möbel besichtigen. Viele der persönlichen Gegenstände wurden liebevoll erhalten.

Napoleon durfte sich frei auf der Insel bewegen, auch wenn er ständig überwacht wurde. Edle Weine, spanischer Schinken und andere Delikatessen wurden ihm geliefert – doch der Mangel an Gesellschaft und Isolation machten ihm schwer zu schaffen.

Das Grab Napoleons liegt ebenfalls auf St. Helena – auch wenn seine Gebeine später nach Paris überführt wurden.

Trevor Magellan, ein langjähriger Inselbewohner, führt regelmäßig Gäste durch die historischen Stätten und bringt ihnen die Geschichte mit Leidenschaft näher.

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Beste Reisezeit und praktische Tipps

Die Temperaturen auf St. Helena sind das ganze Jahr über mild. Tagsüber schwanken sie zwischen 20 und 24 Grad. Es gibt keine klassischen Jahreszeiten. Die wärmste Zeit ist von Januar bis März. Kälter – aber nie wirklich kalt – wird es zwischen Juni und September.

Tabelle: Klimadaten St. Helena (durchschnittlich)

Monat Ø Tagestemperatur (°C)
Januar 24
Februar 24
März 23
Juni 21
Juli 20
August 20

Bei der Reiseplanung sollte man beachten, dass es keine Geldautomaten gibt. Bargeld ist Pflicht. Neben dem Saint-Helena-Pfund werden auch britische Pfund akzeptiert, in manchen Fällen auch Euro oder US-Dollar. Kreditkarten funktionieren nur vereinzelt.

Da nur ein Flug pro Woche von Johannesburg angeboten wird, sollte man die Reise langfristig planen – mit genügend Puffer.

Wer ein echtes Inselabenteuer sucht und dabei Geschichte, Natur und Abgeschiedenheit schätzt, findet auf St. Helena ein echtes Juwel.

Fazit

St. Helena ist kein Reiseziel für jeden – aber genau das macht seinen Charme aus. Die Insel fasziniert mit Isolation, Geschichte und unberührter Natur. Wer die Mühe auf sich nimmt, wird belohnt mit herzlichen Menschen, eindrucksvollen Erlebnissen und echtem Inselflair. Kein Massentourismus, keine Ablenkung – dafür Ruhe, Ursprünglichkeit und ein Gefühl, das man nicht mehr vergisst.

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